Donnerstag, 26. November 2009

Beim ältesten Jazzmusiker New Orleans


New Orleans, die Stadt des Jazz, empfing uns mit Regen. Wir suchten den Jazz am Abend unserer Ankunft vergeblich und landetem in einem Café, in dem wir es nur am offenen Kaminfeuer aushielten. Die Türen und Fenster sind hier, egal ob Sommer oder Winter, offen. Die Bourbon-Street im French Quarter, die man uns empfohlen hatte, glich der Hamburger Reeperbahn und wir kehrten ihr sofort den Rücken zu. Nun kauerten wir am Kamin und hofften auf den nächsten Tag, der uns wohler gesonnen war.
Die Sonne schien und wir fuhren der Nase nach raus aus dem touristischen Viertel und landeten im Garden District. Hier wollten wir uns in einem Café kurz stärken und ehe wir uns versahen, saßen wir mit drei betagten Französinnen bei einer Tasse Kaffee. Die Freundinnen Leonce (89), Simone (86) und Chantal (71) trafen sich zum wöchentlichen Kaffeeklatsch. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch und mit erfrischend französischem Akzent berichteten die drei von ihrem Leben. Historische Daten wie der Angriff auf Pearl Harbor und der Zweite Weltkrieg wurden für uns anhand dieser Erzählungen plötzlich greifbarer. Gefesselt von ihren Geschichten, unterhielten wir uns eine Ewigkeit. So dämmerte es schon, als wir den Friedhof neben dem Café besuchten. Die Toten werden hier in Mausoleen aufgebahrt, da die Stadt zu tief liegt und der Boden zu feucht ist. Die "City of the Dead" schien ein touristisches Ziel zu sein, denn plötzlich befanden wir uns nicht nur zwischen hunderten von Gräbern, sondern auch zwischen etlichen Touristen, die sich vor den Mausoleen fotografieren ließen. Nachdem wir uns in dem Gräberlabyrinth wiedergefunden hatten, aßen wir mal wieder in einem zugigen Café und gingen schlafen. Wieder kein New Orleans Jazz. Am nächsten Morgen regnete es und da wir noch ein Foto mit Havi und Jazzmusikern brauchten, gingen wir auf ein Festival, das an diesem Morgen im Louis Armstrong Park stattfinden sollte. Hier lernten wir den Gitarristen Seva Venet kennen, der uns am Abend zu einem Konzert ins Palm Court Jazz Café einlud. Eigentlich wollten wir schon längst nicht mehr in der Stadt sein und auf eine der Plantagen fahren. Das taten wir dann auch und entschieden uns am Abend, noch einmal zurück in die Stadt zu fahren. Und es hat sich gelohnt. Endlich präsentierte sich New Orleans so, wie wir es uns vorstellten. An diesem Abend erwartete uns nicht nur Gitarrist Seva, sondern auch New Orleans' ältester Jazzmusiker, der Trompeter Lionel Furbos. Mit seinen 98 Jahren war er der Shooting-Star auf der Bühne. Nach diesem Abend wissen wir endlich: "We know what it means, to miss New Orleans."

Musik von dem Abend hört ihr auf der New Orleans Galerie.

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